Robinia pseudoacacia fugax (Endling), Die scheue Robinie
Endling ist ein aus dem englischen Sprachraum stammendes Wort für einen letzten Überlebenden. Eine erste Erwähnung findet sich in Nature, Ausgabe vom April 1996, als Bezeichnung für ein Individuum, welches das letzte bekannte lebende seiner biologischen Art ist.
Die wahrscheinlich bekanntesten Endlinge:
Galápagos-Riesenschildkröte Lonesome George, gestorben am 24. Juni 2012
Beutelwolf Benjamin, gestorben am 7. September 1936
Die Robinia pseudoacacia fugax (Endling), Die scheue Robinie ist eine Robinie mit verspielten Streifen und kleidsamen Bändern, und sie ist die letzte ihrer Art. Sie wendet sich bittend, in fast demütiger 45 °-Haltung, mit der Aussage an die Studierenden: Den Menschen als Teil von Natur zu verstehen und nicht als Herrn der Schöpfung; den Menschen als Wesen unter anderen Wesen zu begreifen.
Die scheue Robinie, die sonst gerne im Schatten ihrer Artgenossen am Waldrand steht, steht nun auf einem Sockel – ins Rampenlicht gerückt –, um ihren Appell an die Studierenden zu richten.
Wir befinden uns im Moment im 6. Massenaussterben: Ausgestorben wurde zwar schon immer, aber neu ist, dass das Artenaussterben ausschließlich vom Menschen provoziert wurde und kein natürliches Ereignis mehr ist. Das Massenaussterben übersteigt um ein Vielfaches das Hintergrundsterben (das natürliche, evolutionsbedingte).
Im Radiobeitrag ‚Die Letzten ihrer Art/ Aussterben-Fakten und Fiktionen (3)‘ (Ö1 Radiokolleg, 18.1.2023, 9:05 Uhr) wird Thom van Dooren, Autor der Extinction Studies, zitiert mit:
Jedes Aussterben ist anders, jedes Aussterbeereignis löst Beziehungen auf, jedes Artensterben hat unterschiedlichen Einfluss auf menschliche Gemeinschaften und Ökosysteme. Wir müssen Aussterben als einen sehr facettenreichen Prozess denken. Wenn man von Spezien spricht, spricht man von mehreren Generationen. Eine Spezies ist eine Lebensweise. Was ausstirbt, ist nicht nur eine Gruppe von Organismen mit gleicher DNA, vielmehr gehen auch die Kulturen und Praktiken dieser Lebewesen verloren.
Vor diesem Hintergrund übernehmen Universitäten, die Wissenschaft und die Forschung eine große Verantwortung: Sie schaffen Wissen und Verständnis für Zusammenhänge und ermöglichen so Veränderungen im Denken und Handeln.
Man kann nur schützen, was man kennt. Man weiß nur, was ausgestorben ist, wenn man davor wusste, dass es existiert hat. – Wie viele Arten verlieren wir, bevor wir sie überhaupt entdeckt haben? Das Wissen um die einzelnen Arten und ihre Bedürfnisse ist entscheidend.
Die Universitäten sollten sich als einen lebendigen Organismus begreifen, dessen Tun und Handeln Auswirkungen auf das Gesamtökosystem hat. Sie sollten sich der Wichtigkeit der Eigenverantwortung bewusst sein.
Sinnbild dafür ist die Die scheue Robinie, Robinia pseudoacacia fugax (Endling).
Da bei der Umsetzung dieses Projektes eine halbe Robinie ihr Leben lassen musste, wurden zwei neue heimische Nussbäume gepflanzt.
Robinia pseudoacacia fugax (Endling), Die scheue Robinie
2023, Kunst am Bau Projekt Campus Krems, entrindete gemeine Robinie Robinia pseudoacacia mit Lack, Seilen und div. Pflanzen, ca 850cm x 540 x 500cm, Krems
Robinia pseudoacacia fugax (Endling), Die scheue Robinie
Dokumentation